Kreta Gedenkfeier 2011

 

am 17.05.2011

 

Mahnende Worte bei der Kretagedenkfeier: „Die Kulturhöhe eines Volkes erkennt man daran, wie es mit seinen Gefallenen umgeht“, sagte der Vorsitzende der Kameradschaft Bad Reichenhall im Kameradenkreis der Gebirgstruppe, Manfred Held (am Rednerpult).

 

 

 

„Die Kulturhöhe eines Volkes erkennt man daran, wie es mit seinen Gefallenen umgeht“

Kretagedenkfeier am Mahnmal an der Kretabrücke 

Bad Reichenhall.      Bereits zum 42. Mal fand kürzlich am Mahnmal an der Kretabrücke die traditionelle Feier zum Gedenken an die Opfer beim Kampf um Kreta im Zweiten Weltkrieg statt, die erneut von der Kameradschaft Bad Reichenhall im Kameradenkreis der Gebirgstruppe organisiert wurde. Mit in die Gedenkstunde eingeschlossen waren auch wieder alle Kriegsopfer und die Opfer der Gewaltherrschaft sowie die bei Auslandseinsätzen gefallenen Bundeswehrsoldaten. Dem Aufruf des Linksbündnisses „Rabatz“ zu einer Demonstration folgte nur eine kleine Schar, sodass die Gedenkfeier, auch aufgrund der hohen Polizeipräsenz, friedlich verlief. 

An der Gedenkfeier nahmen neben den Fahnenabordnungen der Soldatenverbände aus Bad Reichenhall und dem Land Salzburg, auch wieder die heimische Schützenkompanie und die Truppenkameradschaft des Gebirgsjägerbataillons 232 aus Bischofswiesen teil. Unter den Ehrengästen waren Reichenhalls Oberbürgermeister Dr. Herbert Lackner, der Kommandeur der Gebirgsjägerbrigade 23 „Bayern“, Brigadegeneral Johann Langenegger, der Kommandeur des Gebirgsjägerbataillons 231 Oberstleutnant Jared Sembritzki und der Kommandeur des Gebirgsfernmeldebataillon 210, Oberstleutnant Frank Endler. 

Nachdem mit einem Trompetensolo die Feierstunde eröffnet wurde, erinnerte der Vorsitzende der Kameradschaft Bad Reichenhall, Manfred Held, zunächst am 70. Jahrestag der „Operation Merkur“ an die Einnahme Kretas am 20. Mai 1941, bei der 300 Gebirgsjäger des Reichenhaller Gebirgsjägerregiments 100 gefallen sind. „Was zu seiner Zeit als einmalige militärische Operation gefeiert wurde, bleibt aus heutiger Sicht eine menschliche Tragödie“, sagte er. In diesem Zusammenhag zitierte Held aus dem persönlichen Erlebnisbericht von Hubert Lanz, der die Dramatik der Landung widerspiegelt. „Die Gebirgsjäger, die in der Fremde starben, waren dort nicht aus eigenem Dafürsein. Sie wurden von ihrem Staat in den Krieg geschickt, wie wir heute wissen, von einem verbrecherischen Regime missbraucht“,  erinnerte der Vorsitzende weiter und ergänzte:  „Diejenigen, die guten Glaubens ihr Leben für ihr Land gegeben haben, verdienen unseren Respekt“. Darum sei es eine zutiefst sittliche Pflicht, die Gefallenen ehrenvoll zu behandeln. „Die Kulturhöhe eines Volkes erkennt man daran, wie es mit seinen Gefallenen umgeht“, zitierte es in diesem Zusammenhang den im 5. Jahrhundert vor Christus lebenden griechischen Staatsmann Themistokles.  

Held stellte anschließend auch den Unterschied von Wehrmachts- und den heutigen Bundeswehrsoldaten heraus. Der Soldat der Wehrmacht sei auf eine Person, den Diktator Adolf Hitler vereidigt worden, die Soldaten der Bundeswehr dagegen dienen dem Rechtsstaat und der Demokratie. Militärische Gewalt dürfe daher nur zur Verteidigung oder zur Wahrung des Friedens im Rahmen kollektiver Sicherheitssysteme eingesetzt werden. Angesichts der Auslandseinsätze der Bundeswehr erinnerte Held weiter: „Die Begriffe Krieg und Gefallene kehren zurück in die Mitte unserer Gemeinden. Die auf der Nordhalbkugel so scheinbar heile Welt wird von der Realität in Afghanistan eingeholt.“ Dabei gedachte er besonders der dort ums Leben gekommenen Soldaten unter dem Edelweiß. Ein weiterer Gedanke nach dem „Soldat sein heute“ sei die Frage, ob militärische Gewalt noch zeitgemäß sei, fuhr er fort. „Pazifismus hat meines Wissens unter den spezifischen Bedingungen des betreffenden Landes nur ein Mal in der Weltgeschichte zum Erfolg geführt, die Befreiung Indiens vom Kolonialismus durch Mahatma Gandhi“. Appeasement Politik habe eher die politische Lage verschlimmert. Militärische Gewalt sei dennoch die „Ultima Ratio“, das lehre die Geschichte. 

Darum sei das Kretadenkmal für ihn nicht allein für die Erinnerung an die auf Kreta gefallenen drei hundert Gebirgsjäger, sondern viel mehr: „Das Kretadenkmal ist ein Ehrenmal für die Toten, ein Mahnmal für die Lebenden, eine Verpflichtung zum Frieden für uns alle“. Mit in das Gedenken schloss der Vorsitzende der Kameradschaft Bad Reichenhall auch die Bombenopfer, sowie die Gefallenen und Vermissten der Stadt Bad Reichenhall ein. Auch an die gefallenen und vermissten Soldaten aller Nationen, die Opfer  in den Konzentrationslagern und der Vertreibung, besonders aber an die in Afghanistan getöteten Gebirgssoldaten erinnerte Held. „Möge uns der Friede erhalten bleiben und die Welt jeden Tag friedlicher werden“, schloss er seine Rede. 

Anschließend wurde zu den Klängen des „Liedes vom guten Kameraden“ ein Blumengesteck am Mahnmal niedergelegt. Die eindrucksvolle Kretafeier wurde mit einem gemütlichen Beisammensein im Unteroffiziersheim der Kaserne abgeschlossen. 

Am Rande der Gedenkfeier kam es zu einer kleineren Demonstration. Lediglich die von der Polizei auf elf bezifferten Teilnehmer der Kundgebung des Linksbündnisses „Rabatz“ störten die Gedenkfeier durch laute Musik und Aufrufe. Dabei stieß der Text der Lieder nicht nur an die Grenzen guten Geschmacks, sondern bediente sich auch Nazi-Jargons. Zumal aber die angekündigte Demonstration für eine hohe Polizeipräsenz sorgte, blieb es bis zuletzt friedlich.

 

Hannes Burghartswieser

 

 

Legten gemeinsam ein Blumengesteck am Kretadenkmal nieder: Oberbürgermeister Dr. Herbert Lackner, der Vorsitzende der Kameradschaft Bad Reichenhall im Kameradenkreis der Gebirgstruppe, Manfred Held und der Kommandeur der Gebirgsjägerbrigade 23 „Bayern“, Brigadegeneral Johann Langenegger (von rechts)

 

 

 
 
 
 

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